5G Ausbau

Bericht vom ersten Digitalen Dialogabend

Am 06.08. fand unser erster Digitaler Dialogabend statt. Als Vortragender war Matthi Bolte, Grüner Landtagsabgeordneter aus Bielefeld eingeladen, um über den Ausbau des 5G-Netzes und die Chancen der Digitalisierung auf kommunaler Ebene zu sprechen.

5G Ausbau – Fragen im Vorfeld:

Welche Vorteile soll die neue Mobilfunktechnologie bringen?

  • 5G ist ein Mobilfunkstandard, der auf 4G aufsetzt und teilweise das 3G-Netz ablösen wird => das 3G Netz wird schrittweise zurückgebaut und die Frequenzen werden für das 5G Netz verwendet. Es werden aber auch weitere Frequenzen von der 5G Technologie genutzt werden.
  • schneller:
    • 5G bietet Flächendeckend Datenübertragungsraten im Bereich von GigaBit/s, das heißt, dass über 1000000000 (binär-) Ziffern pro Sekunde übertragen werden können. Datenraten in dieser Größenordnung sind in der Praxis bisher vor allem per Glasfaser, oder in kurzen Kupferkabeln (z.B. USB 3, Thunderbolt, GigaBit-LAN) übertragbar.
    • 5G kann z.B. in Industrieanwendungen deutlich geringere Latenzen erreichen, als bisherige Mobilfunktechnologien
  • effizienter:
    • Datenübertragungen mit 5G können u.a. durch sogenanntes Beamforming (siehe unten) theoretisch bis zu 99% Energie einsparen
  • zu beachten ist, dass sich die 3 genannten Vorteile nicht gleichzeitig nutzen lassen:
    • Für Smartphones u.ä. wird die Geschwindigkeit optimiert
    • Für die Industrie ist es wichtig, dass angesteuerte Maschinen möglichst schnell reagieren können (geringe Latenz)
    • Im Smart Home, oder bei Umweltmessstationen ist ein geringer Energieverbrauch besonders wichtig

Deshalb ist Beschlusslage der GRÜNEN auf Landesebene, den Ausbau des 5G Netzes zügig unter Einbeziehung der Bevölkerung auszubauen.

Wirkt sich die Strahlenbelastung des neuen Netzes anders auf Mensch und Natur aus, als die schon bestehenden Netze?

  • Mobilfunk ist eine der am besten erforschten Großtechnologien unserer Zeit.
  • Mobilfunk innerhalb der gesetzlichen Grenzwerte ist laut aktueller Studienlage ungefährlich für Menschen. Um eine unmittelbare Schädigung zu bewirken, müsste mit vielfach (~Mio.) höherer Leistung gesendet werden.
  • 5G als neuer Mobilfunkstandard findet z.T. im Frequenzbereich des bisherigen 3G-Netzes statt:
    • Da es sich in dem Fall um bereits genutzte Frequenzen handelt, sind die Auswirkungen relativ gut erforscht
    • Der Ausbau ist teilweise ohne höhere Strahlenbelastung möglich ist.
  • Es wird erwartet, dass erst gegen Ende der 2020er Jahre der sogenannte FR2 Frequenzbereich ausgebaut wird, bei dem deutlich höhere Frequenzen genutzt werden (~28 GHz), die bisher wenig erforscht wurden.

Zu diesem Thema gab es auch Fragen und Anmerkungen aus dem Publikum, zum Beispiel sagte eine Teilnehmerin, sie habe den Eindruck, dass Studien, die die Schädlichkeit von Mobilfunkstrahlen nachgewiesen haben, bisher nicht berücksichtigt würden. Beispielsweise Studien von Prof. Dr. med. Karl Hecht aus Berlin, der sich u.a. mit russischen Langzeitstudien zu hochfrequenter Elektromagnetischer Strahlung beschäftigt hat. Außerdem bestünde das Risiko, dass sich die Strahlung auf Kinder noch stärker auswirkt, als auf Erwachsene.

Matthi Bolte erwiderte, dass es tatsächlich Studien gebe, die die Wirkung Elektromagnetischer Strahlen sehr kritisch sehen. Beispielsweise sei die Krebshäufigkeit im Umkreis von Mobilfunkmasten untersucht worden. In der genannten Studie sei die Bebauung aber nicht berücksichtigt worden, obwohl Gebäude Elektromagnetische Wellen beeinflussen können. Gerade bei dem genannten Professor bestünde der Eindruck, dass er neuen Technologien gegenüber besonders skeptisch sei.
Die Frage nach der Wirkung auf Kinder sei durchaus berechtigt, aber in Schulen sei vor allem WLAN relevant, das anders funktioniere (etwas andere Frequenzen und geringere Sendeleistung).
Wenn man dem Ausbau von 5G gegenüber skeptisch sei, dann müsse man in der Konsequenz auch die bestehenden Mobilfunktechnologien ablehnen, weil 5G darauf aufbaue.

Es wurde außerdem gefragt, wie sich Beamforming auswirkt und ob dadurch höhere Strahlenbelastungen auftreten.

Beamforming kann man sich laut Matthi, vorstellen, wie eine Taschenlampe im Vergleich mit einer Glühbirne: 5G nutzt, wie eine Taschenlampe gerichtete Elektromagnetische Strahlen, um ein Gerät zu erreichen, während die vorherigen Standards vergleichbar mit einer Glühbirne in alle Richtung gleich stark gestrahlt hat. Dies soll aber Bedarfsorientiert erfolgen, sodass einerseits die Intensität nur für kurze Zeit erhöht ist und andererseits auch nur so stark gefunkt wird, wie es notwendig ist, um die gewünschten Daten zu übertragen.

Welchen Einfluss hat die Gemeinde Steinhagen auf den Netzausbau?

Der Netzausbau wird durch Unternehmen vorangetrieben, deshalb hat die Gemeinde Steinhagen wenig Einflussmöglichkeiten. Sie kann den Ausbau gezielt fördern und bei der Auftragsvergabe vorgaben für Standorte von Masten u.ä. machen. Wenn die Unternehmen keine Förderung in Anspruch nehmen, haben sie aber freie Hand.

Braucht man jetzt alle 100m einen neuen Sendemasten?

Nein. Die Funkzellen sind zwar tendenziell kleiner, als bei den Vorgängertechnologien wie z.B. LTE (4G), aber es sind auch große Funkzellen möglich, die voraussichtlich in ländlichen Gebieten Anwendung finden werden, weil es dort nicht wirtschaftlich wäre, flächendeckend ein Netz aus kleinen Funkzellen aufzubauen.

weitere Infos zum Thema:
wikipedia-Artikel zu 5G
Quarks.de – Ist das neue 5G Netz gefährlich?
Quarks.de – Macht Strahlung krank?