„Mangelhaft“ für das Lüftungskonzept der SteinGy Neubauten

Wir als Fraktion im Gemeinderat äußern erhebliche Bedenken bezüglich des geplanten Lüftungskonzepts für den Neubau am Gymnasium. Entgegen früherer Planungen und entgegen der Praxis bei anderen kürzlich realisierten Schulbauprojekten in der Gemeinde, soll bei dem Millionenprojekt auf eine moderne Lüftungsanlage verzichtet werden

Wir zweifeln an, dass die Lüftung der Neubauten am Gymnasium über eine reine Fensterlüftung möglich sein soll. Im Zuge des Neubaus des Gymnasiums hat sich die Diskussion über die Lüftungsanlagen sehr zugespitzt. Bei der Neuplanung der Grundschule Brockhagen wurde die hybride Lüftung gewählt und von den Gutachten entschieden verteidigt. In den letzten Jahren haben wir die Grundschulen mit erheblichem planerischem und finanziellem Aufwand mit Lüftungsanlagen nachgerüstet. Das bei der Planung für die Erweiterung des Gymnasiums auf Lüftungsanlagen komplett verzichtet werden kann, können wir nicht nachvollziehen.

Wir haben den Eindruck, dass dieser Verzicht in erster Linie finanzielle Gründe hat. Die Gesundheit von Schüler innen und Lehrer innen steht dabei nicht im Vordergrund.

Bei einer Investitionssumme von über 20 Millionen haben wir als Rats- und Ausschuss Mitglieder eine hohe Verantwortung. Die Ergebnisse der Planung werden uns nur mitgeteilt. Die Möglichkeit einer Abstimmung ist nicht vorgesehen. Trotzdem  haben wir das Recht und die Pflicht uns zu informieren und abzuwägen.

Das Bundesumweltamt und das Fraunhofer Institut haben Gutachten über Lüftungsarten in öffentlichen Gebäuden vorgelegt und kommen zu dem Ergebnis, dass man ohne hybride Lüftung nicht auskommt. „Die Konzentration von Kohlendioxid (CO2) in der Innenraumluft von Unterrichtsräumen darf im Mittel einer Unterrichtseinheit eine Konzentration von 1000 ppm nicht überschreiten.“ (Umweltbundesamt) Werte über 1000 ppm gelten als gesundheitlich bedenklich und führen zu vorzeitiger Ermüdung und Konzentrationsminderung. Gerade im Winter und Sommer, erreicht Stoßlüften diese Werte nicht. Hinzu kommt, dass im Winter so mehr Heizkosten entstehen und im Sommer vor allem auf der Südseite die SchülerInnen und LehrerInnen ohne Lüftungsanlage unter großer Hitze leiden werden. Zudem haben wir für den Musikunterricht ein separates Gebäude geplant. Wie verträgt sich das mit offenen Fenstern?

Wir kritisiert zudem den Entscheidungsprozess. Die Ergebnisse der Planung werden uns lediglich mitgeteilt. Eine Abstimmung ist nicht vorgesehen. Dennoch sehen wir uns in der Pflicht, die Planungen kritisch zu hinterfragen und im Sinne der Gesundheit aller Beteiligten zu handeln. Wir haben daher gegen den Verzicht auf Lüftungsanlagen gestimmt und fordert eine Überarbeitung der Planungen unter Berücksichtigung moderner Lüftungskonzepte, um ein gesundes Lernumfeld für alle Beteiligten zu gewährleisten.

Quellen:

Fraunhofer-Institut für Bauphysik: M.Eng. Simone Steiger, Prof. Dr.-Ing. Runa T. Hellwig: „Hybride Lüftungssysteme für Schulen“

https://downloads.fgk.de/183_Abschussbericht_Hybride_Lueftungssysteme_fuer_Schulen.pdf

Berlin. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt: „Leitfaden zur Raumluftkonditionierung in Schulen bei Neubau und Sanierung unter Beachtung ökonomischer, ökologischer und soziokultureller Aspekte […]“

https://digital.zlb.de/viewer/resolver?urn=urn:nbn:de:kobv:109-1-15443448

Institut für Luft- und Kältetechnikgemeinnützige Gesellschaft mbH: Prof. Dr.-Ing. Uwe Franzke: „Einführung in die Schullüftung – Anforderungen an den Auftraggeber aus normativer Sicht“

https://energieagentur.wfbb.de/sites/wfbb.de/files/2023-01/02_franzke_einfuehrung_schullueftung.pdf

Umweltbundesamt: „Anforderungen an Lüftungskonzeptionen in Gebäuden – Bildungseinrichtungen

Teil I“

https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/anforderungen-an-lueftungskonzeptionen-in-gebaeuden

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: „ASR A3.6 Lüftung Technische Regel für Arbeitsstätten“

https://www.baua.de/DE/Angebote/Regelwerk/ASR/ASR-A3-6

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